Große Ratgeber:
Kommentare 10

Der Hype um Kokosöl: Gesund oder eher nicht?

Kokosöl gesund Superfood

Kokosöl ist neben Chiasamen, Matchatee und Cashewnüssen ein schillernder Star am Superfood-Himmel: Sämtliche Ernährungsblogs loben das tropische Öl über den grünen Klee. Es gibt kaum etwas, dass das Öl nicht heilen soll: Alzheimer, Krebs, Akne und es hilft beim Abnehmen. Dabei war das aus dem Fleisch der Kokosnuss gewonnene Öl aufgrund des hohen Anteils gesättigter Fette lange verschrien. Hier geht es daher um die Frage: Ist Kokosöl gesund oder der ganze Hype viel Lärm um Nichts?

Kokosöl soll innen und außen positiv wirken …

Bewohner der Tropen bezeichnen die Kokospalme als Baum des Lebens. Der Palme, die auf der Südhälfte unseres Planeten so massig wächst wie bei uns Eiche und Birke werden viele heilende Kräfte zugeschrieben. Dies gilt angeblich besonders für das aus den Früchten – Kokosnüsse sind nämlich keine Nüsse, sondern Steinfrüchte – gewonnene Öl. In Asien verwendet man Kokosöl auch als äußerliches Schönheitselixier, das es in nahezu jeder Apotheke und Drogerie zu kaufen gibt, weil es Nägel, Haut und Haare schönmacht. In deutschen Foodiekreisen allerdings fokussiert man sich zurzeit eher auf die innerliche Anwendung von Kokosöl, auf die gesundheitlichen Effekte, die sein regelmäßiger Einsatz beim Kochen, Braten, Backen und sogar in Smoothies oder anderen Kaltspeisen haben soll. Manche empfehlen sogar, einen Löffel Kokosöl pur zu essen, um von seinen Vorteilen zu profitieren. Ich persönlich war bis vor Kurzem auch Kokosöl-Fan, zum einen weil ich den exotischen Geschmack liebe und ihn sogar bei meinem morgendlichen Spiegelei gut haben kann, zum anderen, weil auch ich den vielen Lobhudeleien über Kokosöl gesund glaubte – bis ich auf neue Erkenntnisse der Wissenschaft gestolpert bin, die das Öl gar nicht mehr als so super einstufen, sondern im Gegenteil als eher schädlich.

Das lukrative Geschäft mit den Superfoods

Grundsätzlich muss man als Mensch im digitalen Zeitalter hellhörig werden, wenn es zu einem bestimmten Produkt plötzlich massenhaft Werbe- und Produktseiten gibt. So geschehen bei sämtlichen Superfoods, die durch die deutschen Lande gehypt werden, ob Gojibeeren, Chiasamen oder Kokosöl – diesen Produkten gemein ist, dass sie alle relativ teuer sind, man also gut an ihnen verdienen kann, und ihnen wahre „Superkräfte“ zugeschrieben werden. Deshalb bauen dann schlaue Geschäftsleute eine Website, auf der sie hunderte scheinbar durch Studien belegte Vorteile des Produkts kommunizieren und es nebenbei verkaufen. Googelt „Chia Samen kaufen“, „Kokosöl kaufen“ oder „Gojibeeren kaufen“, dann wisst ihr, was ich meine. Das soll nicht heißen, dass diese Lebensmittel per se schlecht sind, nur vielleicht nicht ganz so grandios wie sie dort dargestellt werden – und v.a. nicht nährstoffreicher und gesünder als unsere stinknormalen Superfoods wie Apfel, Birne, Walnuss und so weiter. Die stecken ebenso voller Vitamine und Nährstoffe, bloß klingt „Ich esse jeden Tag Äpfel“ weniger mondän wie „Ohne Gojibeeren? No way“. Zurück zum Kokosöl. Hier mein Versuch einer Antwort auf die Frage:

Ist Kokosöl gesund?

In diesem Absatz wird es wissenschaftlich, seid ihr bereit? Ok, let‘s go: Kokosöl besteht zu über 90% aus gesättigten Fettsäuren. Über 90%! Zum Vergleich: Olivenöl enthält 15%. Wie wahrscheinlich die meisten von uns wissen, sind gesättigte Fette ja die bad guys, die den schlechten Cholesterinspiegel erhöhen und damit das Risiko, eine Herzkrankheit zu bekommen. Normalerweise enthalten ausschließlich tierische Quellen wie Steaks oder Käse gesättigte Fette, für eine pflanzliche Quelle wie Kokosöl ist das absolut ungewöhnlich. Warum also kommen so viele Stimmen heute zu dem Schluss, die gesättigten Fette in Kokosöl wären nicht schlecht für uns?

Argumente der Kokosöl-gesund-Fraktion

Das sagen die Kokosöl-Fans: Nach neuestem Forschungsstand sind gesättigte Fette nicht per se ungesund – es gibt auch gesunde gesättige Fette.

Und das die Kritiker: Stimmt. Aber wie Eufic z.B. schreibt, gehören die gesättigten Fette in Kokosöl leider nicht zu den gesunden.

Das sagen die Kokosöl-Fans: Die in Kokosöl enthaltene Laurinsäure wirkt entzündungshemmend und kann Darmpilze, Herpes und andere Viren auf natürliche Weise abtöten.

Und das die Kritiker: Stimmt, trotzdem ist Kokosöl voller gesättigter Fette und erhöht das schlechte Cholesterin.

Das sagen die Kokosöl-Fans: Die mittelkettigen Fettsäuren (mittelkettige Triglyceride, MCT) in Kokosöl sind gesünder als die langkettigen Fettsäuren in Fleisch und Käse. Sie bilden keine Fettpolster, sondern geben Energie und kurbeln den Kalorienverbrauch an.

Und das die Kritiker: Das mit den MCT stimmt, aber nur weil etwas besser ist als etwas ganz Ungesundes, ist es noch lange nicht die beste Wahl.

… stimmen diese Argumente?

Nun bin ich leider kein Wissenschaftler und/oder Arzt. Aber ich habe viel zum Thema „Kokosöl gesund oder nicht“ recherchiert, um herauszufinden, was denn jetzt stimmt, und dabei ausschließlich seriöse Quellen berücksichtigt, solche, die von Ärzten und Wissenschaftlern kommen. Diese sagen sämtlich aus, dass es keinen wissenschaftlichen Beweis für die heilende Wirkung von Kokosöl gibt und dass die gesättigten Fette in Kokosöl ebenso ungesund sind wie die in Butter. Egal ob Dr. Greger von Nutritionfacts.org,  der Center of Nutrition Studies, das Europäische Food Information Council, die Ärztin Silke von Rohelust oder die Ärztekolumne der New York Times.

Fazit: Kokosöl gesund oder nicht

Ich bin für mich zu dem Schluss gekommen, Kokosöl von nun an eher sparsam zu verwenden. Da ich seinen Geschmack mag, werde ich weiter ab und zu damit braten, ansonsten aber auf Olivenöl zurückgreifen, weil das voller ungesättiger Fette steckt. Zudem werde ich es als vegane Alternative zu Butter beim Backen verwenden (mein herzallerliebstes Banana Bread Granola von Sarah Britton kann ich mir beim besten Willen nicht anders vorstellen :-)) Die Finger davon lassen würde ich auf jeden Fall, Kokosöl in Smoothies oder anderen Kaltspeisen, einfach als – wie in vielen Blogs empfohlen – gesunden Zusatz einzusetzen. Denn da es als pures Fett klassifiziert wird, sollte man das aus meiner Sicht eher nicht riskieren. Da gibt es andere Lebensmittel, die weit gesünder sind und genauso lecker schmecken. Anders sieht’s bei der äußerlichen Anwendung aus – ob als Haarkur, Hautöl oder als natürliches Heilmittel bei äußeren Entzündungen wie Herpes – hier kann Kokosöl vielleicht tatsächlich das Wundermittel sein, als das es gerade gefeiert wird.

Wenn Du Kokosöl kaufen möchtest, achte auf jeden Fall darauf, dass es „natives Kokosöl“ ist, d.h. es wurde nicht industriell verändert. Gutes Kokosöl ist z.B. dieses von der Ölmühle Solling.

Quellen, u.a.

http://www.eufic.org/article/de/artid/So_wahlen_Sie_Ihr_Speiseol/

http://well.blogs.nytimes.com/2015/12/24/ask-well-is-coconut-oil-a-healthy-fat/?_r=0

https://www.youtube.com/watch?v=qwZdg1mhjj0

http://nutritionfacts.org/video/is-coconut-oil-good-for-you/

http://nutritionstudies.org/coconut-oil-healthy-hazardous/

Dir gefällt der Artikel? Like food4spirit auf facebook, um keinen Artikel mehr zu verpassen!

10 Kommentare

  1. Pingback: Die Vorteile von Kokosmus und der Unterschied zu Kokosöl

  2. Pingback: Bananabread-Plätzchen: Missionierungskekse zur Bekehrung von Zuckerjunkies

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert